An einem Februartag des Jahres 1853 befand sich seine Majestät mit seinem Adjutanten, dem Grafen Maximillian O´Donell, auf einem Spaziergang auf der Bastei in der Nähe des Kärntnertores. Franz Josef I. beobachtete die militärischen Übungen im Stadtgraben.

Die Herren setzten den Spaziergang fort und merkten nicht, wie sich ein kleiner, wirr aussehender Mann mit langem Haaren an sie heranschlich und den Kaiser mit einem Küchenmesser erstechen wollte. Das Staatsoberhaupt drehte sich instinktiv um und erhielt nur einen Fausthieb auf den Hinterkopf. Das Messer traf ihn nicht. Der Begleiter des Kaiser, Graf O´Donell und der zufällig vorbeikommende Fleischermeister und Hausbesitzer Josef Ettenreich von der Wieden packten den Angreifer und drückten ihn zu Boden.

Wer war dieser Mann eigentlich? Es handelte sich um den 21-jährigen ungarischen Schneider Johann Libenyi aus Csakvar. Sein Ziel war es Ungarn von der Habsburgerherrschaft zu befreien. In der Nähe befindliche Soldaten verhafteten den Attentäter, der in einem Militärprozess zum Tod verurteilt wurde. Hinter dieser tragischen Geschichte verbirgt sich die Liebschaft von Kaiser Franz Josef I. zur Tänzerin des Hofopernballetts, Margit Libenyi, der Schwester des Täters.

Die junge Dame machte unter dem Pseudonym „Mizzi Langer“ Karriere in der Wiener Ballettgeschichte. Johann Libenyi wusste vom Verhältnis seiner Schwester zum Staatsoberhaupt und kritisierte sie deshalb sehr. Dieser Umstand förderte seine revolutionären Pläne noch mehr. Deshalb beschloss der Schneider das Attentat auf Kaiser Franz Josef I. auszuführen.

Margit Libenyi alias „Mizzi Langer“ sollte auch verurteilt werden. Der Kaiser verhinderte allerdings die Anklage, beendete das Verhältnis und ließ seiner ehemaligen Herzensdame eine lebenslange Rente zukommen. Aus Dank für seine Rettung ließ Franz Josef I. in den Jahren 1856 bis 1879 den Ringstraßendom, besser bekannt als Votivkirche am heutigen Schottentor errichtet.

Time Travel Tipps:

1) Das ehemalige „Kärntertor“ befand sich an der Kreuzung Kärnterstraße-Walfischgasse. Dort nahm der Spaziergang des Kaisers mit seinem Adjutanten Graf Maximilian O´Donnel seinen Ausgang. Das Attentat selbst muss auf dem Areal der heutigen Staatsoper stattgefunden haben.

2) Das Haus in dem der Attentäter, Johann Libenyi wohnte befand sich in der ehemaligen Schmidtgasse Nr. 653, Aspernbrückengasse 3 im 2. Wiener Gemeindebezirk.

Redaktion: Michael Ellenbogen

Quellen: Tartaruga Ubald, Der Wiener Pitaval, Hg. Seyrl Harald, Edition Seyrl, 413 Seiten, ISBN 3-901697-08-X, Wien-Scharnstein, 2000

Teilen Sie diesen Beitrag:

Weitere Beiträge: