Den „Lieben Augustin“ (Marx Augustin, bzw. Markus Augustin) soll es tatsächlich (1643-1685 oder 1702) in Wien gegeben haben. Seines unverwüstlichen Humors wegen war der Dudelsackspieler Augustin den WienerInnen in der Pestzeit lieb und wert. Allgemein hieß er nur „der liebe Augustin“ und so ist er uns auch im Gedächtnis geblieben:
Es ist das Jahr 1679, und der Winter in Wien ist bald vorbei. Der Dudelsackpfeifer Augustin ist ein bescheidener und einfacher Mensch, welcher jeden Tag Abends in einem anderen Wirtshaus seine Späße trieb, vorwiegend im „Roten Hahn“, einem Lokal, das es heute noch gibt, oder im „Gelben Adler“, im Bierhaus „Zum roten Dachl“ am Fleischmarkt oder anderswo. Mit seiner guten Laune und gesundem Wiener Humor sorgt er für eine fröhliche und ausgelassene Stimmung wofür ihn die Wirte gerne verwöhnen.
Der kommende Frühling jedoch bringt düstere Zeiten nach Wien, denn die Pest bricht aus und wütet in der Stadt. Innerhalb kurzer Zeit werden tausende Menschen dahingerafft, viele flüchten, andere geben ihr ganzes Vermögen aus, Verzweiflung macht sich breit. Anfangs bringt Augustin es noch fertig, die Leute wenigstens für einen Augenblick ein wenig aufzuheitern, aber als dann jeder einen oder mehrere Todesfälle im eigenen Umkreis zu beklagen hat, bleiben die Menschen zu Hause um zu trauern oder aus Angst vor einer Infizierung.
Eines Nachts schwankt Augustin schwer betrunken durch die Straßen Wiens, fällt, bleibt liegen, schläft sofort tief und fest ein. So merkt er nicht als die Knechte mit dem Leichenwagen vorbeikommen und ihn aufladen. Sie kippen die Toten in die Pestgrube bei St. Ulrich, wo heute der Augustinbrunnen steht. Als der Morgen graut, erwacht Augustin aus seinem tiefen Schlaf und ist benommen. Er weiß nicht, wo er ist. Gar seltsam kommt es ihm vor, als er sich von braunen Wänden umgeben sieht, umschwirrt von Fliegenschwärmen und eingehüllt in den scheusslichen Gestank. Doch nun erkennt er, dass er auf einem Leichenberg sitzt, und schon dämmert’s ihm, was geschehen ist.
Außer sich vor Entsetzen und Furcht schreit er verzweifelt um Hilfe, aber keiner kann ihn hören. Da ergreift er seinen Dudelsack und fängt an zu spielen. Ein Lied nach dem anderen lässt er erklingen, um seine Angst zu ertragen. Doch nun kommen die ersten Kirchgänger vorbei und wundern sich, was das denn für Musik sei, welche nicht aus der Kirche kommt. Den Tönen folgend treten sie an die Pestgrube und finden Augustin. Sofort helfen sie ihm aus der Grube. Man glaubt an ein Wunder, dass er die Nacht mit den Toten verbracht hat, ohne sich anzustecken. Augustin lebt noch lange kerngesund.
Andererseits soll die Geschichte bis auf das Mittelalter zurückgehen, bzw. von Abraham a Santa Clara aus seiner Heimat Sachsen mitgebracht worden sein. Aber so genau weiß es ja niemand…
Augustin ist bis heute ein Inbegriff für den unverwüstlichen Lebensgeist dieser Stadt und dafür, dass man im Leben mit Humor, Wein und Musik auch das Schlimmste überstehen kann. Ein echter Wiener eben.
„Lustig gelebt und lustig gestorben ist dem Teufel die Rechnung verdorben.“
Time Travel Tipp: Im heutigen Restaurant “Griechenbeisl“ können Sie auf den lieben Augustin treffen. Eine Puppenfigut sitzt in einer Grube beim Eingang unter einem Sichtgitter und freut sich wenn ihm Gäste Münzen hinunterwerfen.