Eine der großen Persönlichkeiten der österreichischen Kriminalgeschichte war Johann Georg Grasel. Dem Rechtsbrecher wurde in Wien der Prozess gemacht. Am Hohen Markt erfolgte die Urteilsverkündung. Er selbst stammte aus zerrütteten Familienverhältnissen. Die napoleonischen Kriege waren aus sozialhistorischer Sicht eine Ursache für die Aufweichung rechtsstaatlicher Strukturen. In der Ära von 1790 bis etwa 1820 standen Verbrechen gegen Leib und Leben sowie Vermögensdelikte in den Vororten Wiens ebenso wie in den Provinzgemeinden an der Tagesordnung.
Eine funktionierende Exekutive war kaum vorhanden. Weitere Gründe waren die Korruption und der Einfluss der Gutseigentümer, welche die öffentliche Ordnung nicht funktionieren ließen. Die Landbevölkerung fürchtete und liebte den Räuberhauptmann. Er war für brutale Raubzüge bekannt, andererseits unterstützte er Arme und Bedürftige.
Im nördlichen Niederösterreich hatte Grasel viele Freunde und Förderer innerhalb der Bevölkerung. Der Verbrecher und seine Bande entwickelten sich zu einem sicherheitspolitischen Problem. Der Kaiser sendete Militäreinheiten nach Niederösterreich. Der Räuberhauptmann bekam rechtzeitig „Wind davon“ und zog sich zurück. Das K.u.K. Militär war bei der Suche nach dem Banditen keine Hilfe. Da brauchte es schon eine andere Strategie.
Ein Polizist aus Brünn, David Mayer, machte es sich zur Aufgabe den Rechtsbrecher zu fassen. Der Gesetzeshüter kooperierte mit dem Gerichtsverwalter von Drosendorf, Franz Josef Schopf und der Geliebten des Räuberhauptmannes, Therese Heinberger. Mayer hatte einen Plan: Er spielte einen Verbrecher, der Therese Heinberger aus dem Gefängnis in Drosendorf befreit und zum Räuberhauptmann Grasel bringen würde. Der Plan war mit dem Gerichtsverwalter Schopf abgesprochen. Im Wirtshaus von Mörtersdorf wurde Grasel verhaftet und nach Wien verfrachtet, ebenso wie seine engsten Komplizen Ignaz Stangel und Jakob Fähding. Das Trio wurde am Hohen Markt der Öffentlichkeit präsentiert Die Todesurteile wurden auf dem Glacies vor dem Schottentor vollstreckt.
Time Travel Tipp: Hoher Markt 5, die „Schranne“, ehemaliges Wiener Stadt- und Landesgericht, heute Wohnhaus, erbaut im Jahr 1855, dort wurde Johann Georg Grasel und seine Mitstreiter zum Tod durch den Strang verurteilt.
Redaktion: Michael Ellenbogen