Der Stein der Republik und das Kriegsende im April 1945

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Was ist der Stein der Republik? Seit wann gibt es ihn und wo steht er? Was steht dort drauf? Was ist die Hintergrundgeschichte dazu? Zu welchem Monument gehört er? Was befindet sich unterhalb des Platzes?

Keine 10 Minuten von Time Travel entfernt, befindet sich der „Stein der Republik“ am Helmut-Zilk Platz (früher Albertinaplatz). Er ist Teil des Mahnmals gegen Krieg undFaschismus und einer der größten Monolithe Österreichs mit einer Höhe von 8,4m. Der Granitstein stammt aus dem Mühlviertel und wiegt beachtliche 57 Tonnen.

Wie man am Foto erkennen kann, ist der mächtige Stein mit einer Inschrift versehen. Dabei handelt es sich um einen Auszug der Regierungserklärung zur Unabhängigkeit am 27. April 1945:

„Frauen und Männer von Österreich! In den Tagen größter Bedrängnis durch Krieg und Kriegsfolgen richten wir an Euch alle unser Wort! Rafft Euch auf! Wirkt zusammen zu unser aller Befreiung! Helft mit, das vormalige, unabhängige Gemeinwesen der Republik Österreich wieder aufzurichten! Nur im Rahmen eines geeinigten Staates und mit Hilfe einer geordneten Staatsregierung ist Rettung möglich. Der einzelne Staatsbürger wie die vereinzelte Gemeinde kann nicht Schutz und Rettung bringen; Ohne Wiederaufbau Eures Staates gibt es kein Heil für Euch, für Eure Familien, für Euer Heim, für Eure Arbeits- und Betriebsstätten.

Beendet wird die Regierungserklärung mit „Es lebe das österreichische Volk, es lebe die Republik Österreich!“ Wien, den 27. April 1945. Dr. Karl Renner m.p. Dr. Adolf Schärf m. p. Ing. Leopold Figl m. p. Johann Koplenig m. p. (manu propia = eigenhändig)

Unterzeichnet wurde sie von den drei Gründungsparteien der Zweiten Republik, allen voran die Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) mit Dr. Karl Renner und Dr. Adolf Schärf, gefolgt von Leopold Kunschak für die Christlich-sozialen, nun Österreichische Volkspartei (ÖVP) und Johann Koplenig für die Kommunistische Partei (KPÖ).

Alle sechs Seiten der „Proklamation über die Selbständigkeit Österreichs“ sind hier nachzulesen 1945_3_0.pdf (bka.gv.at) Durchaus interessant sich hier mal genauer zu vertiefen.

Der Monolith am Helmut Zilk Platz ist nicht das einzige Denkmal der Unabhängigkeitserklärung. Das sogenannte Staatsgründungsdenkmal wurde am 25. Oktober 1966 errichtet. Es weist die Artikel der Unabhängigkeitserklärung auf. Es befindet sich im 3. Bezirk im Schweizergarten, wo es ein ziemlich abgelegenes Dasein fristet.

Zurück zum Helmut Zilk Platz, wo sich der Stein der Republik seit 1988 befindet. Der Bildhauer Alfred Hrdlicka hat es geschaffen. Lt. eigener Aussage hat ihm das komplette Werk „einige Zentimeter seiner Wirbelsäule gekostet“.

Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus besteht aus vier Teilen. Zunächst betritt man das „Tor der Gewalt“, welches aus zwei Granitblöcken aus Mauthausen besteht. Darauf befinden sich Marmorblöcke, die linker Hand die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung in Konzentrationslagern und Gefängnissen darstellen und rechter Hand die Opfer des Krieges.

Danach stoßt man auf die Bronzefigur des „straßenwaschenden Juden“. Damit soll der Blick auf den Antisemitismus gerichtet werden, als im März 1938 die jüdische Bevölkerung Wiens von den Nazis zu „Reibepartien“ gezwungen wurde. 1991 wurde hier ergänzend ein Stacheldraht auf der Skulptur angebracht, damit sich niemand mehr daraufsetzten konnte…

Dahinter befindet sich das Monument „Orpheus betritt den Hades“. Dieses gedenkt den Bombenopfern, die sich unterhalb des Platzes befinden. Am 12. März 1945 wurde der Philipphof, der hier einst stand, mitsamt dem Luftschutzkeller schwerst bombardiert. Alles stürzte in sich zusammen und ca. 300 Personen verloren dabei ihr Leben, wovon nur ca. 100 Leichen geborgen werden konnten.

Eine Gedenktafel neben dem Stein der Republik erinnert an die Bombenopfer des Philipphofs.

Time Travel Tipp: Ein interessanter Spaziergang nach einem Besuch bei Time Travel könnte sein, den Spuren des 2. Weltkriegs in Wien zu folgen. In der Wiener Innenstadt befinden sich einige Monumente: Das hier beschriebene Mahnmal gegen Krieg und Faschismus am Helmut-Zilk-Platz, das Deserteursdenkmal am Ballhausplatz, das Mahnmal für die österreichischen Opfer der Shoa am Judenplatz oder das Mahnmal am Morzinplatz um nur einige zu nennen.

 

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