Wo befindet sich der Wiener Zentralfriedhof und seit wann existiert er? Was macht ihn zu einer Touristenattraktion? Welches Grab wird am häufigsten besucht? Wien war Ende des 19. Jh. eine stark wachsende Stadt. Aus allen Teilen der Habsburgermonarchie strömten die Menschen in die Residenzstadt Wien um Arbeit zu finden. Der Zuzug war beachtlich. Wien hatte damals mehr Einwohner als heutzutage (ca. 2 Millionen) und man rechnete langfristig mit einem Anstieg auf 4 Millionen. Es gab fünf kommunale Friedhöfe, die sich als zu klein erwiesen, deshalb gab es das Anliegen einen großen Zentralfriedhof zu errichten. Der zweitgrößte Friedhof Europas wurde 1874 weit draußen in Simmering (Nähe Flughafen) eröffnet und war anfangs aufgrund der Distanz gar nicht beliebt bei den Wienern. Erst durch die Anlage der Ehrengräber ab 1881 hat er sich zu einer Sehenswürdigkeit entwickelt. Ein interkonfessioneller Friedhof, wo alle Religionen bestattet werden, war eine Neuheit und somit wurde der Zentralfriedhof still und heimlich am 30. Oktober 1874 frühmorgens eingeweiht, weil man Demonstrationen vermeiden wollte. Heute ruhen hier ca. 3 Millionen Menschen in ca. 330.000 Gräbern. Zum Vergleich: Die Einwohnerzahl Wiens liegt bei knapp 2 Millionen Menschen. Es befinden sich also mehr Tote als Lebende in Wien, passend zum morbiden Charme der Wiener. Mehrere Tore gewähren Einlass zu unterschiedlichsten Abteilungen, z.B. Tor 1- alter jüdischer Friedhof, Tor 2 – Haupteingang und Zugang zu den Ehrengräbern, Friedhofskirche, Tor 3 – Park der Ruhe und Kraft. Der Friedhof ist nicht nur Begräbnisstätte, sondern dient auch als Erholungsgebiet und Park gleichzeitig. Das wissen auch viele Tiere zu schätzen, vor allem Rehe, die sich gerne am alten jüdischen Friedhof aufhalten. Der alte jüdische Friedhof bei Tor 1 wartet mit beeindruckenden Grabmälern wichtiger jüdischer Prominenter auf, wie Friedrich Torberg, Oscar Bronner oder Arthur Schnitzler. Auch die Eltern von Sigmund Freud liegen hier begraben. Im Zentrum des Friedhofs befindet sich die Friedhofskirche zum Hl. Karl Borromäus bzw. auch Dr. Karl Lueger Gedächtniskirche genannt. Die schöne Jugendstilarchitektur beeindruckt sowohl außen als auch innen. Die Gruft unter der Kirche ist ebenfalls sehenswert und beherbergt das Grab des ehemaligen Bürgermeisters Lueger. Neben der Kirche schließen die Arkaden und Kolumbarien an, davor finden Sie die Präsidentengruft. Die Ehrengräber rechts und links vor der Kirche werden in Ringstraßenarchitekten, Komponisten, Schauspieler, Musiker, Politiker usw. unterteilt. Herausragend sind die Ehrengräber von Alfred Hrdlicka, Mozart (nur eine Gedenkstätte, Originalgrab befindet sich am Friedhof St. Marx), Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Udo Jürgens, Hans Moser, Franz West, um nur einige zu nennen. Das am meistbesuchte Grab ist das von „Rock me Amadeus“ Sänger Falco, der viel zu früh mit 40 Jahren bei einem Autounfall verstarb. Der Wiener Zentralfriedhof wurde besungen, z.B. mit „Es lebe der Zentralfriedhof“ von Wolfgang Ambros, einem klassischen Vertreter des Austro-Pop. Außerdem ist es beliebt am Zentralfriedhof Filme zu drehen, wie z.B. den Klassiker „Der Dritte Mann“ Time Travel Tipp: Mit der Straßenbahn Nr. 71 (heimlich „Friedhofs-Express“ genannt), kommen Sie direkt von der Innenstadt, z.B. ab der Börse zum Zentralfriedhof – das entspricht einer Sightseeingtour. Beim Haupteingang, dem Tor 2 befindet sich der Infopunkt mit Übersichtsplänen, Shop, Audioguides, Café Oberlaa, Bestattungsmuseum, Fiakerstandplatz und E-Bike-Ausleihstelle. Ein Bus fährt ebenfalls halbstündlich durch die ganze Anlage. Mit der Schnellbahn S7 Richtung Flughafen kommen Sie rasch zum Zentralfriedhof (Tor 11) Mehr Infos: Wiener Zentralfriedhof | Info | Friedhöfe Wien (friedhoefewien.at)
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