Wie kamen die Lipizzaner zu ihrem Namen? Woher stammen die Pferde ursprünglich? Wo wachsen sie auf und wie verläuft ihr Leben?
Der Name, der wohl berühmtesten Hengste weltweit, geht auf das Dorf Lipica in Slowenien zurück. In dessen Nähe wurde 1580 das einstige Hofgestüt mit spanischen Pferden gegründet. Diese Gegend war für die Zucht von Karstpferden schon seit den Griechen bekannt.
Seit Anfang des 18. Jh. verwendete man spanische, italienische, dänische und deutsche Beschäler mit spanischem Blut. Als es keine altspanischen Hengste mehr gab, erfolgte die Kreuzung mit orientalischen Pferden.
Als 1918 die Habsburgermonarchie zerfiel, verlegte man das Gestüt nach Österreich, genauer gesagt in die Weststeiermark nach Piber. Die vorherrschenden Bedingungen waren ähnlich wie in Lipica. Ähnliche Bodenverhältnisse, gutes Gras und mildes Klima mögen die Lipizzaner. Das Gestüt in Piber ist seit 200 Jahren erfolgreich in der Zucht der Hengste. Seit 1920 stammen sie ausnahmslos aus Piber.
Lipizzaner haben einen kräftigen, muskulösen Körper und eine höher aufgesetzten Hals als andere Pferde. Sie entsprechen dem Typ eines barocken Prunk- und Paradepferdes. Sie haben schön geformte Hufe und gute Sprunggelenke.
Dort ist nun der Geburtsort der zunächst dunklen Fohlen. Erst mit jedem Haarwechsel wird die Farbe heller. Im Alter zwischen sieben und zehn Jahren „weißen“ sie aus, d.h. sie bekommen das schöne weiße Fell des Schimmels. Traditionell muss ein Lipizzaner dunkel bleiben und gilt als Glücksbringer. Lipizzaner gelten als edle, lerneifrige und lebhafte Pferde, weshalb sie sich so gut für die hohe Schule der Reitkunst eignen.
Im Lipizzanergestüt Piber werden jährlich rund 40 Fohlen geboren und verbringen die ersten sechs Monate mit ihrer Mutterstute. Im Sommer haben die ein- bis dreijährigen Jungtiere speziellen Auslauf auf der Alm auf ca. 1.500m Seehöhe. Dort üben sie bereits Trittsicherheit, Ausdauer und Abhärtung.
Jedes Jahr im Herbst findet eine „Musterung“ der neuen Jungtiere statt. Sie werden vorgeführt und klassifiziert. Es wird entschieden, ob sie für die Zucht in Frage kommen oder ausscheiden.
Überzählige Lipizzaner werden an Liebhaber aus aller Welt verkauft. Wenn die Jungstuten sich eigenen, werden sie im Jahr darauf zum ersten Mal gedeckt. Bei den Junghengsten wird entschieden, ob sie sich für die „Hohe Schule der Reitkunst“ eigenen. Dann lernen sie die Schritte wie „Piaffe“, Pirouette oder Passage.
Nur die besten kommen dann im Alter von ca. 4-7 Jahren in das Trainingszentrum am Heldenberg in NÖ bzw. in die Spanische Hofreitschule nach Wien zur Ausbildung. Die Hengste führen einen Doppelnamen (wie in Spanien üblich). Ihre Abstammung kann bis ins 18. Jh. zurückverfolgt werden. Der Name setzt sich aus der Stammlinie des Vaters und dem Namen der Mutter zusammen.
72 Hengste sind üblicherweise in Wien in der Stallburg stationiert für die tägliche Morgenarbeit bzw. die Shows in der Barocken Winterreitschule. Das Leben der Lipizzaner ist durchaus interessant. Sie sind ständig auf Reisen mit ihren Tourneen und verbringen den Sommer entweder in Piber oder am Heldenberg.
Mit knapp 30 Jahren gehen sie dann in den wohlverdienten Ruhestand und verbringen diesen in Piber. Kürzlich ist der älteste Lipizzaner mit 40 Jahren in der Steiermark verstorben.
Time Travel Tipp: Täglich außer Montag findet die Morgenarbeit der Lippizzaner von 10 – 12h in der Wiener Stallburg gleich in der Nähe von Time Travel statt. Es lohnt sich gegen 11h beim Arkadendurchgang zu sein, da die Hengste ausgetauscht werden und mit viel Glück können Sie diese aus nächster Nähe sehen und fotografieren.
Mehr Infos: Der Lipizzaner (srs.at)
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Bildquelle:
Namensnennung: Machoxx