Was war der Anlass für die Entstehung der berühmtestenTorte Wiens? Woraus besteht sie? Wie kam es zum Namen und wieso gab es einen Rechtsstreit über die Herkunft der Torte?
Die Schokoladenseite von Wien: Die Sachertorte
Es handelt sich um ein Geheimrezept. Der Nachtisch besteht aus der geschützten Sachermasse, glasierter Schokolade und Marillenmarmelade (Aprikosenkonfitüre). Es sind dann noch andere Ingredienzien dabei, die aber zum Geheimnis der „echten Sachertorte“ gehören, die seit ihrer Erfindung noch heute im Hause Sacher Geltung haben.
Man geht davon aus, dass diese „geheime“ Sachermasse aus folgenden Zutaten besteht: Mehl, Butter, Eier, Zucker, Schokolade. Man weiß nicht genau die Mengen. Am wichtigsten ist der 15%ige Schokoladenanteil mit mind. 35% Kakaotrockenmasse. Wichtig ist, dass Marillenmarmelade (Aprikosenkonfitüre) verwendet wird und keine andere Marmelade. Die Schokoglasur, darf nur aus Schokolade und Fett bestehen und keiner anderen kakaohältigen Glasur.
Sie wird gerne kopiert und in vielen Haushalten zu besonderen Anlässen gebacken. Kein Geburtstag oder Feiertag ohne Sachertorte, da sie wirklich jedem schmeckt, vom Kleinkind bis zur Oma. Am besten mit viel Schlagobers (Schlagsahne) dazu.
Nun zur Geschichte und Legendenbildung der berühmten Sachertorte:
Als die bewusste Torte im Jahr 1832 erfunden wurde, gab es noch kein dazugehöriges Hotel Sacher, sondern lediglich einen hoffnungsvollen jungen Mann. Franz Sacher, Kocheleve am Hofe des damals fast allmächtigen Fürsten Metternich, hatte nicht nur Talent, sondern auch Fortüne. Der aus Frankreich, dem Mutterland der Grande Cuisine, stammende Küchenchef des Fürsten, war erkrankt und eine große Soirée stand ins Haus, für die sich der Staatskanzler eine neue süße Kreation wünschte.
„Dass er mir aber keine Schand‘ macht, heute Abend“ wird gerne zitiert.
Hier beginnt sie bereits, die Legendenbildung? Hat Franz Sacher, der 16jährige Lehrling (Azubi) im 2. Jahr einfach eine neuartige Schokoladentorte erfunden? Hat er in den Kochbüchern der Biedermeierzeit geblättert und sich von anderen Tortenrezepten inspirieren lassen? Wir wissen es nicht…
Fest steht jedenfalls: Der Fürst bekam seine Torte, und sie war ein voller Erfolg. Allerdings war es damals ein einmaliges Erlebnis und man schenkte der Torte zunächst keine weitere Beachtung. Franz Sacher sammelte weitere Erfahrungen in Budapest und Pressburg und kehrte 1848 nach Wien zurück. Er eröffnete einen Feinkostladen inklusive einer Weinhandlung.
Nun kommen wir dem Rechtsstreit näher: Sein ältester Sohn Eduard machte eine Ausbildung als Konditor beim k.u.k. Hofzuckerbäcker Demel. Die Sachertorte wurde dort angeboten, später auch im Hotel Sacher, dass 1876 von Eduard begründet wurde. Schnell entwickelte sich die Torte zur besten und beliebtesten Spezialität Wiens. Woher stammte nun das Original? Wer darf die Original Sacher Torte verkaufen?
Eduard Sacher hatte während seiner Ausbildung im Demel die Sachertorte als „Original Sacher Torte“ angeboten. Nach Eduards Tod, verwaltete seine Frau Anna Sacher das Hotel, das 1934 in Konkurs ging. Der Sohn der beiden, ebenfalls Eduard genannt, wechselte zum Demel und übertrug dem ehemaligen Hofkonditor das Alleinverkaufsreicht für die „Eduard-Sacher-Torte.
Im Jahr 1938, einem ohnehin unglückseligen Jahr in Wien, kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit den neuen Inhabern des Hotel Sacher. Sie verwendeten die Bezeichnung „Original-Sacher-Torte ließen diesen Namen registrieren. Nun, der zweite Weltkrieg kam und danach klagten die Hoteleigner, dass der Demel die Original-Sacher-Torte verkaufte. Ein jahrelanger Rechtsstreit folgte, der schließlich in einem Vergleich endete.
1963 wurde folgendes beschlossen. Das Hotel Sacher verkauft die „Original-Sacher-Torte“ während der Demel die „Eduard-Sacher-Torte verkauft. Durchgesetzt hat sich heutzutage die Bezeichnung Demel‘s-Sachertorte. Was ist jetzt genau der Unterschied? Der Unterschied liegt darin, ob die Torte einmal oder mehrmals mit Marmelade gefüllt wird.
Die „Original-Sacher-Torte“, erhältlich im Hotel und Café Sacher weist zwei Marmeladeschichten auf, während die vom Demel nur einmal unterhalb der Kuvertüre mit Marmelade bestrichen wird. Beide Torten sind mit einem Schokosiegel verziert. Das Hotel Sacher hat natürlich die Aufschrift „Hotel Sacher“ auf der Torte stehen, während die Demel-Torte die Aufschrift „Eduard-Sacher-Torte Erzeugnis Ch.-Demel’s Söhne“ aufweist.
Pro Jahr werden vom Hotel Sacher ca. 360.000 Torten in Handarbeit hergestellt. Diese werden nur im Hotel Sacher, im Café Sacher oder in speziellen Sacher-Shops verkauft. Exklusivität hat natürlich auch seinen Preis. Ein köstliches Stück der berühmtesten Wiener Torte inkl. Schlagobers kostet
€ 7,90 (Stand Februar 2021) Sie wird in alle Welt exportiert und eignet sich auch gut als exquisites Souvenir oder besonderes Geschenk.
Time Travel Tipp: Was macht die Sachertorte für alle Liebhaber süßer Speisen so begehrenswert? Ihr unnachahmlicher Geschmack und ihre „dichte, üppige Süße“, bestätigen die „Schokoladenseite Wiens“. Am besten mehrere verkosten um festzustellen, welche Ihnen besser schmeckt
Bildquelle:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wien_-_Sachertorte.jpg