Was bedeutet der Wahlspruch der Wiener Secessionisten? Welche Künstler waren federführend an der Secession beteiligt. Wozu dient die Secession heutzutage?
„Der Zeit ihre Kunst – Der Kunst ihre Freiheit“ lesen Sie außen beim Eingang. Was wäre Wien ohne die Secession und Gustav Klimt? Die Secession – das Ausstellungsgebäude wurde von den Wienern wegen seines Aussehens, anfangs spöttisch „Krauthappl (Kohlkopf) genannt. Auf 1.000m2 sehen sie immer wieder wechselnde zeitgenössische Ausstellungen. Die Secession beherbergt aber auch ein permanentes Meisterwerk von Gustav Klimt: den Beethovenfries – eine gemalte Vertonung der 9. Symphonie Beethovens. Es handelt sich um einen 34m langen Gemäldezyklus, der sich im Untergeschoß befindet. Es wurde 1902 angefertigt, 5 Jahre nachdem sich Gustav Klimt mit anderen namhaften Künstlern vom konservativen Künstlerhaus abspaltete. 1897 war das Jahr des Umbruchs und gilt als Geburtsjahr der Wiener Moderne. Gustav Klimt trat mit anderen Künstlern aus dem konservativen Künstlerhaus aus und gründete unter dem Namen der Secession eine neue Künstlervereinigung, deren Präsident er auch wurde. Es war eine Gegenbewegung zum Historismus, der die Architektur der Wiener Ringstraße prägte. Secession bezeichnet gleichzeitig den Wiener Jugendstil, als auch das moderne Ausstellungsgebäude. Weitere namhafte Künstler dieser Zeit waren Koloman Moser, Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich (Architekt der Secession), Joseph Hofmann, Otto Wagner, Egon Schiele. Wien hatte damals mehr Einwohner als heute, nämlich 2 Millionen, und zählte zu einem der intellektuellen und künstlerischen Zentren Europas. Es war eine Aufbruchsstimmung im Lande wie nie zuvor. Klimt, Schiele, Moser und Wagner trugen maßgeblich dazu bei. Gustav Klimt wurde weltberühmt mit seinem Gemälde „Der Kuss“. Egon Schiele und das „Bildnis Wally Neuzil“ sind international ein Begriff. Otto Wagners Bauten sind einzigartig in Wien, von der Postsparkasse über die Stadtbahn mit ihren Stationen bis zur Kirche am Steinhof. Niemand wird so sehr mit der Wiener Werkstätte in Verbindung gebracht wie Koloman Moser, ein Universalgenie. Die Zeit zwischen 1890 und 1918 wird als Wiener Moderne oder auch goldenes Zeitalter der Secession bezeichnet und bedeutet einen interessanten Abschnitt der österreichischen Geschichte. Es zeichnete sich das Ende der habsburgischen Doppelmonarchie ab und zahlreiche Veränderungen entstanden in Kunst, Literatur, Architektur, Musik und Psychologie. Sigmund Freud begründete die Psychoanalyse, Arnold Schönberg die Zwölftonmusik, in den Kaffeehäusern diskutierten Literaten wie Peter Altenberg und Karl Kraus mit Philosophen, Wissenschaftlern und Mathematikern. Das Leben spielte sich in Salons ab, wo sich Künstler, Politiker und Wissenschaftler ein Stelldichein gaben. Frauen wie Alma Mahler-Werfel, Lina Loos oder Bertha Zuckerkandl begannen sich zu emanzipieren. Ver Sacrum (Heiliger Frühling) können Sie ebenfalls beim Eingang am Secessionsgebäude lesen. Es war der Wahlspruch dieser neuen Bewegung, die sich an der Münchner Secession orientierte. Dieses Motto sollte die Hoffnung auf eine neue Kunstrichtung ausdrücken, die sich auch erfolgreich durchsetzte. Der Secessionsstil gilt als Wiener Variante des Jugendstils, der diese Epoche in ganz Europa bestimmte. In Frankreich und Belgien als „Art Nouveau“ bekannt, im angelsächsischen Raum als „Modern Style“ oder in Italien als „Stile Liberty“. Ein besonderes Erlebnis ist, während der Besichtigung des Beethovenfries, den 4. Satz aus der Symphonie Nr. 9 d-moll op.125 von Beethoven über Kopfhörer zu hören. Es handelt sich um eine Einspielung der Wiener Symphoniker, einem Orchester, das durchaus vergleichbar mit den Wiener Philharmonikern ist. Letztere sind aufgrund des Neujahrskonzerts weltweit wesentlich bekannter. Time Travel Tipp: Eine Innenbesichtigung ist für Wiener Jugendstil und Beethoven-Fans empfehlenswert. Der Naschmarkt und die Karlskirche befinden sich gleich neben der Secession und können so gut miteinander verbunden werden. Mehr Infos: secession Hier finden Sie die Top Sehenswürdigkeiten in Wien und weitere Themen über Maria Theresia oder Gustav Klimt.
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