Als Findelkind zog sie der Wiener Kaufmann Hannes Stritzinger auf. Sie war, wie man auf Wienerisch sagte ein „Rabenbratl“, ihre Eltern hatte sie nie kennengelernt. Ihr Temperament verriet jedoch ihre osteuropäische Herkunft. Bereits mit 14 Jahren verführte sie die jungen Männer. Eines Tages floh sie aus seinem Haus und kam nie mehr zurück.
Ihr Name war Klara Zischka und als Marketenderin beglückte die Soldaten im Heerlager Kaiser Franz I. in der Schwarzlackenau bei Jedlersee. Napoleon Bonaparte hatte Wien eingenommen und ein Großteil aller angrenzenden Dörfer waren von seinen Truppen besetzt. Der französische Feldherr besiegte die Österreicher bei Austerlitz und forderte eine Kriegsentschädigung in der Höhe von 40 Millionen Franken. Kaiser Franz sendete ein Truppenkontingent nach Ungarn, um versteckte Goldreserven zur Anzahlung der geforderten Summe nach Wien zu holen.
Mit einer Woche Verspätung trifft der kaiserliche Geldtransport in das von den Franzosen besetzte Purkersdorf ein. Auch Napoleon hielt sich gerade dort auf. Klara Zischka begleitete die Wagenkolonne. Der Feldherr wollte die Anzahlung der Kriegsentschädigung persönlich übernehmen. Als er das Verdeck öffnen ließ, staunte er. Die Marketenderin saß, nur mit einem Wollmantel bekleidet, auf einer Kiste und lächelte. Er blickte die rassige Frau an, sie gefiel ihm. Er nahm sie an der Hand und führte sie zu einem anderen Planwagen. Beide stiegen hinein, die Plane fiel. Zwei Wachsoldaten sicherten das Gefährt.
Als der gebürtige Korse nach Wien zurückkehrte, kam die Kurtisane wieder zu ihm. Diese Frau verlebte mit Napoleon die schönste Zeit ihres Lebens. Er mietete ihr eine Wohnung am Kohlmarkt und kleidete sie ein. Als Frankreich und Österreich Frieden schließen verlässt Napoleon Bonaparte Wien. Die Geheimpolizei des Kaisers suchte nach ihr. Als Verräterin soll ihr der Prozess gemacht werden. Die Polizisten finden Klara Zischka in ihrer Wohnung tot am Fensterkreuz hängend. Vor der Eheschließung Marie Louises von Habsburg, der Tochter Kaiser Franz I. mit Napoleon Bonaparte, besteht diese darauf, dass alle Geschichten über die Marketenderin Klara Zischka seitens der Behörden unterbunden werden.
(Quellen: Czeike, Felix: Der Graben, (Wiener Geschichtsbücher, Band 10), 137 Seiten, Wien, Zsolnay 1972, ISBN: 978-3552024014; Welfenburg, Hubert: Die frivolsten Geschichten aus dem alten Wien, 305 Seiten, Wien, Elektra, 1980, ISBN: 978-3272070162; Czeike, Felix: Unbekanntes Wien 1870-1920, 22 Seiten, 44 Blätter Illustrationen, Luzern, 1998, ISBN: 978-3765812170)
Time Travel Tipp: In der Schwarzlackenau, Wiesengebiet und Straße in Floridsdorf. Schlachtfeld gegen die französischen Streitkräfte.
Redaktion: Michael Ellenbogen