Ein Habsburger fällt total aus der Rolle, sei es durch seinen Lebensstil, seine Art sich zu kleiden, seinen unfreiwilligen Wohnort und gleichzeitig auch der Ort seiner letzten Ruhestätte. Wer war nun Luziwuzi, wie er von der Familie liebevoll genannt wurde und warum trug er gerne Damenkleider?
In jeder Familie gibt es Außenseiter, exzentrische Sonderlinge, schwarze Schafe und dazu dürfen wir Erzherzog Ludwig Viktor von Habsburg-Lothringen, genannt Luziwuzi, den jüngsten Bruder von Kaiser Franz Joseph, eindeutig zählen. Seine Gebeine befinden sich nicht in der Kapuzinergruft in Wien, wo die meisten Habsburger ruhen, sondern in der Gemeinde Siezenheim, nahe der Stadt Salzburg in einem schlichten Grab mit unscheinbarem Gedenkstein mit den ineinander verschlungenen Buchstaben LV, verstorben am 18. Jänner 1919. Aber beleuchten wir zunächst seine Kindheit und Jugend und wie sich alles entwickelte. Geboren wurde er am 15. Mai 1842 in Wien als jüngster Sohn von Erzherzog Franz Karl und Ehefrau Sophie. Eigentlich sollte er ein Mädchen werden, da es bereits drei Söhne gab und zwischendurch ein Mädchen im Alter von vier Jahren verstarb. Als Nesthäkchen wurde ihm für lange Zeit eine gewisse „Narrenfreiheit“ eingeräumt, da er sich gern in den Mittelpunkt drängte und beachtet werden wollte. Außerdem war er für seine spitze Zunge bekannt. Er hatte wohl früh selbst gemerkt, dass er anders orientiert war als seine Brüder und auch seine Mutter dürfte das gespürt haben, denn ihm wurde keine „Hygiene-Dame“ zugeführt, so wie es bei den anderen jungen Erzherzogen durchaus üblich war um diese in die lebenswichtige Form der Fortpflanzung zu unterweisen. Bei Luziwuzi war es anders, ihm liefen hübsche, junge Männer nach um sich ihm anzubieten, oder auch um sich vielleicht eine kaiserliche Entlohnung zu erhoffen? Schon in seiner Jugend ging er leidenschaftlich gern ins Theater, in die Oper und ins Ballett. Außerdem begann er Kunstgegenstände zu sammeln wie viele seiner Vorfahren. Das Enfant terrible liebte lärmende Partys, gesellschaftliche Großereignisse, übertrieben gekleidete Damen und abwechslungsreiche Abendgestaltung. Er selbst trat auch in Frauenkleidern auf Theaterbühnen auf. Die Skandale häuften sich, man hörte von gewissen Vorfällen auf der Prater Hauptallee mit Fiakerfahrern, einigen Aufregungen am Badeort Abbazia (heute Opatija), denn Luziwuzi lebte seine Veranlagung verhältnismäßig locker und selbstbewusst aus. Der Bau der Ringstraße und die vielen neuen Palais trugen noch mehr zu seiner Selbstdarstellung bei. Der junge Stararchitekt Ferstel baute für Luziwuzi am Schwarzenbergplatz Nummer 1 eines der bedeutendsten Ringstraßenpalais im Renaissancestil. Später zog dort der militärwissenschaftliche Casinoverein ein und heute ist dort auch eine der Spielstätten des Burgtheaters „Kasino am Schwarzenbergplatz“. Hier konnte er mit einer Freitreppe, Galerie, Ball- und Festsaal, Wintergarten Speisesaal und Turmkabinett mehr als repräsentieren. Sogar die Abflussrohre der Toiletten sollen aus Untersberger Marmor gewesen sein. Nur Schwimmbad gab es keines. Somit pflegte er gern zweimal wöchentlich in Begleitung eines Adjutanten in einer öffentlichen Badeanstalt zu erscheinen. Dies natürlich alles geheim, denn das wäre in der Hofgesellschaft nicht geduldet worden. Was damals in diesem Bad wirklich geschah wird in vielen Variationen geschildert. Fakt ist, dass er eine schallende Ohrfeige vor vielen Zeugen bekam, als er eine dreiste und anzügliche Handbewegung in Richtung eines gutaussehenden jungen Mannes gemacht hatte. Dieser Vorfall brachte das Fass zum Überlaufen und er musste bei seinem ältesten Bruder Kaiser Franz Joseph vorsprechen. Der Ausgang dieses Gesprächs war die Abschiebung Luziwuzis nach Salzburg ins Schloss Kleßheim. Doch so unbeliebt er in Wien gewesen war, so beliebt wurde er in Salzburg, weil er viel für die Bevölkerung tat. Gleich neben dem Schloss Kleßheim befand sich eine Landesheilanstalt für Geisteskranke, wo er später eingewiesen und entmündigt wurde. Er kränkelte längere Zeit und verstarb mit 76 Jahren an einer Lungenentzündung. Nur seine Nichte Marie Valerie, die Lieblingstochter von Sisi, kam als einzige Habsburgerin an sein Sterbebett.
Hier finden Sie die Top Sehenswürdigkeiten in Wien und weitere Themen über Maria Theresia oder Gustav Klimt.